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Kosten von Wüstenstrom

Kosten von Wüstenstrom

Die Kosten von Wüstenstrom lassen sich in Investitionskosten und Betriebskosten aufteilen. Vorwarnung zu den Zahlen: Es sollen hier grobe Größenordnungen vermittelt werden. Die genauen Zahlen können je nach Kraftwerkstyp, geografischer Lage und Art der Anbindung an den europäischen Energiemarkt variieren. Alle Angaben zu Kosten sind in Euro. 

Für Wüstenstrom sind ein Kraftwerk in der Wüste und eine Stromleitung nach Europa notwendig. Wird der Strom vor Ort genutzt oder vor Ort Wasserstoff produziert, entfallen die Kosten für die Leitung. 

Die Kosten der Leitung können stark variieren, machen aber stets einen signifikanten Teil der Kosten aus. 

Um die teure Leitung voll zu nutzen, können mehrere Kraftwerkanlagen zusammengeschaltet und über ein Kabel mit Europa verbunden werden. Die Leitung hat dann idealerweise eine Übertragungsleistung im Gigawattbereich. Momentan werden ca. 3 GW angepeilt. 

Einzelne Kraftwerke, wie z.B. Al Noor, haben mehrere hundert Megawatt als Leistung. Pro Gigawatt an Kraftwerksleistung waren für CSP-Anlagen zweiter Generation ungefähr 5 Milliarden Euro an Investitionskosten fällig. Für die dritte Generation sind diese Kosten massiv, auf 3,5 Milliarden Euro, gesunken. 

Um die Leitungskosten gering zu halten, wird eine möglichst kleine Strecke durchs Meer verlegt, da hier die Installation sehr aufwendig ist. Daher bieten sich die Straße von Gibraltar zwischen Spanien und Marokko an (dort existieren bereits Stromleitungen durchs Meer) oder eine Verbindung nach Sizilien. 

Das europäische Stromnetz ist in der aktuellen Situation in der Lage, einen Stromexport von Südeuropa nach Zentraleuropa zu ermöglichen. Daher wäre für eine erste Anbindung nach Deutschland nur eine Leitung z.B. nach Sizilien notwendig, da das restliche Netz ja bereits steht. Je mehr Wüstenstrom nach Deutschland exportiert wird, desto wichtiger werden direkte Verbindungen von Nordafrika direkt nach Deutschland. Diese direkten Verbindungen würden das südeuropäische Netz umgehen und es damit vor Überlastung schützen. Diese längeren Landstrecken werden dann ebenfalls mit Gleichstromleitungen überwunden. Auch wenn die bodennahe Verlegung bei Anwohnern der Leitung besser ankommt, bleibt die klassische Freileitung die günstigste Option. Je nach Anteil der Freileitungen können die Kosten für eine Leitung von Nordafrika bis nach Deutschland zwischen 2-15 Milliarden liegen. Zwar sind Erdkabel gesellschaftlich akzeptierter, treiben aber auch die Kosten in die Höhe.  

Durch größere Verlege-Schiffe werden in Zukunft die Installationskosten für das Seekabel sinken. Auch können durch bessere Materialien die Kabel an sich günstiger werden. 

Zwar erscheint Kraftwerk+Kabel teuer im Bau, doch logischerweise kann der Wüstenstrom bei den Betriebskosten die anderen Kraftwerke schlagen. Schließlich wird kein Brennmaterial benötigt  und die Sonne stellt keine Rechnung fürs Aufgehen. Daher entfällt ein riesiger Kostenpunkt. Auch die Wartung eines Solarthermiekraftwerkes ist vergleichbar mit den etwas komplexeren Gas- oder Kohlekraftwerken. Die Atomkraftwerke sind hier besonders aufwendig, da höhere Sicherheitsanforderungen notwendig sind. 

Schon jetzt liegen in dieser betriebswirtschaftlichen Betrachtung die konventionellen nicht  wirklich vorne (siehe Tabelle unten). Dabei ist noch nicht bedacht, dass eine Energiewende auch ohne Klimakrise notwendig wäre: Uns gehen einfach die Brennstoffe  aus! Zwar sind noch größere Vorkommen unangetastet, aber der Abbau in Sibirien oder der Antarktis ist definitiv unwirtschaftlich. 

Und was seltener und immer mehr nachgefragt wird, wird teurer. Der internationale Kampf um Öl und Erdgas war schon vor dem Wirtschaftsboom in China sehr angespannt. Chinas Wirtschaft wächst rasant weiter und selbst in Europa und Nordamerika sinkt der Energiebedarf trotz effizienterer Technologien nicht. 

Nun gibt es zusätzlich sowohl in Indien als auch in den südostasiatischen Ländern ein immenses Wachstum an Bevölkerung und Lebensstandard. Und damit nicht genug: Afrika wird seine Bevölkerung vervielfachen und selbstverständlich den gleichen Anspruch an den Lebensstandard haben wie wir in Europa. Wer glaubt, dass wenn 10 Milliarden Menschen mit dem Energiehunger eines Europäers um Kohle, Gas und Öl kämpfen, diese endlichen Ressourcen günstig bleiben, der hat das Prinzip von Angebot und Nachfrage noch nicht ganz verstanden. 

Und es kommt sogar noch ein weiterer Kostenpunkt für Fossile und Atomenergie: Die Folgekosten. Die Öl-Industrie schädigt massiv den Fischfang, und unzählige fruchtbare Hektar Land werden aufgerissen um Kohle abzubauen und selbst in einem Rechtsstaat wie Deutschland werden Menschen dafür zwangsumgesiedelt. Auch müssen alte Kohlebergwerke im Ruhrgebiet ständig vor dem Einsturz bewahrt werden und wie viel die Endlagerung vom Atommüll kostet kann noch keiner sagen, da man noch gar keine Idee hat, was man mit dem Abfall anfangen soll. Die Schäden der Klimakrise (Ernteausfälle, Stürme, Überflutungen) sind natürlich auch noch nicht berechenbar. 

Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat gezeigt, dass ein einzelnes Extremwetterereignis neben den nicht aufwiegbaren Menschenleben auch Milliardenschäden im zweistelligen Bereich verursachen kann. 

Die folgende Tabelle fasst die Kosten zusammen: 

Energieart

Investitionskosten

Betriebskosten

Folgekosten

Kohle

1 Milliarde €/GW

5-8 Cent/KWh

Bergbauschäden, Klimaschäden

Erdgas

1 Milliarde €/GW

7-9 Cent/KWh

Klimaschäden

Atomkraft

7-8Milliarden €/GW

8-15 Cent/KWh

Bergbauschäden, Atommülllagerung

Solarthermie

(3. Generation, ohne Leitung)

3,5 Milliarden €/GW

6-9 Cent/KWh

Die Tabelle verdeutlicht: Nur die besten Kohlekraftwerke können die Solarthermie in den Betriebskosten schlagen, während die meisten Gaskraftwerke gleich teuer sind. Da aber nach und nach die steuerlichen Vergünstigen bzw. die direkte Subventionierung von Kohle in immer Ländern auf Null gefahren werden, werden diese Kosten nicht haltbar sein. Auch sind viele Kohlekraftwerke so alt, dass bald eine Generalüberholung notwendig wäre. Diese aufwendige Sanierung müsste ja auch wieder über den Strompreis weitergegeben werden. 

Entwicklungschancen

Bisher waren Wüsten geografisch gesehen das Verliererlos. Man kann sie nicht landwirtschaftlich nutzen und die Abhängigkeit von Nahrungsimporten ist ein massiver Faktor der die Armut vieler Afrikanischer und Nahöstlicher Staaten verstärkt.

Wüstenstrom wäre eine Möglichkeit diese Wüsten blühen zu lassen. Nicht nur kann endlich Strom für den Eigenbedarf produziert werden, endlich kommt man mit dem Stromexport an Devisen. Diese werden benötigt, um sich medizinische Produkte, landwirtschaftliche Maschinen und andere Investitionsgüter zu leisten. Diese werden benötigt für den Aufbau einer eigenen Infrastruktur, Versorgung und Wirtschaft. Bisher müssen sich viele Entwicklungsländer stark verschulden um sich solche Investitionsgüter leisten zu können.

Diese Exporte und Devisen ermöglicht es den Entwicklungsländern selbstbewusst und mit lokalem Wissen den eigenen Fortschritt selbst in die Hand zu nehmen.

Auch die Produktion von mehreren hunderttausend Litern Trinkwasser pro Tag pro Kraftwerk ermöglicht die Bekämpfung von Desertifikation und Erhaltung landwirtschaftlicher Flächen, die durch die Klimaerwärmung eigentlich verloren wären.

Energiewende von Industrienationen

Die drei großen Probleme der Energiewende werden durch Wüstenstrom gelöst:

  1. Trassenbau: Beim Wüstenstrom müssen einige wenige Kraftwerke in der Wüste mit einigen wenigen Umspannwerken in Deutschland verbunden werden. Diese sogenannten Punkt-zu-Punkt-Netze sind wesentlich weniger aufwendig als tausende von Windrädern und Solaranlagen in ganz Deutschland miteinander zu einem Supergrid zu verschalten. Da die Gleichstromleitungen bodennah und eng beieinander gelegt werden können, kann man sie z.B. problemlos entlang von Autobahnen führen ohne dass Wohngebiete stark betroffen sind.
  2. Grundlast: Da nicht immer Solar- und Windenergie vorhanden sind, müssten Unmengen an Geld in Batterien und Pumpspeicherkraftwerke gesteckt werden. Zwar ist mit Power-to-Gas eine wesentlich günstigere Speichertechnologie gerade im Kommen, doch günstiger ist es, einfach eine zuverlässige Grundlast zu installieren. Solarthermiekraftwerke können auch nachts und bei Wolken dank der Salzspeicher (siehe Technologie) weiter Strom produzieren. Auch wenn die Blackouts von vorneherein nur ein Vorwand gegen die Energiewende waren, mit Wüstenstrom sind sie endgültig vom Tisch.
  3. Kosten: Momentan werden in Deutschland Wind- und Solaranlagen installiert, die nie auf voller Leistung laufen werden, da nicht dauerhaft die Sonne scheint und nicht immer der Wind weht. Man muss mehr Leistung installieren als notwendig ist, da bei gutem Wetter auch die Reserven gefüllt werden müssen. Diese tote Leistung kostet aber trotzdem Geld. Viel wirtschaftlicher ist es, in eine Anlage zu investieren, die dauerhaft benutzt wird. Deutschland verbraucht maximal ca. 80 Gigawatt an Stromleistung, davon 40 Gigawatt Grundlast. Von der gesamten elektrischen Energie werden bereits knapp über 40 % durch Erneuerbare bereitgestellt. Wollte man jetzt 50 Gigawatt zusätzlich an Wüstenstrom installieren um mit Puffer auf über 80 Gigawatt Leistung aus grünen Quellen zu kommen würde das weniger als 500 Milliarden € kosten. Verglichen mit 1400 Milliarden € die Staat und Sozialkassen jedes Jahr in Deutschland ausgeben oder den 100 Milliarden € die in Deutschland jährlich für die Energieträger Kohle, Erdgas und Erdöl ausgegeben werden ist das kein großer Kostenpunkt. Gerade die Kosten des Brennmaterials sind sehr interessant! Schon nach weniger als 5 Jahren (!) hätte Deutschland die Investitionskosten durch gesparte Ausgaben/Importe an Kohle, Öl, und Erdgas wieder drin.

Investitionsmöglichkeiten

Die Energiebranche ist ein sicherer Treffer. Strom wird immer gebraucht werden. Es gibt kein gefährliches Konkurrenzprodukt und keine unvorhergesehene Wendung des Marktes die diesen Umstand ändern wird.

Die Technologien von Wüstenstrom sind in der kommerziellen Anwendung erprobt. Al Noor und andere Projekt haben dies gezeigt. Es fehlt nur genug Präsenz dieser Idee bei Investoren. Dabei suchen alle verzweifelt nach Investitionen:

  • Die meisten großen Konzerne haben genug Geld ihre Investitionen selbst zu tätigen und brauchen keine Kredite
  • Der Immobilien-Markt ist schon bei Höchstpreisen
  • Die Ristarenten müssen ihre Zinsversprechen zurückziehen

Zugegebenermaßen ist eine Investition in Wüstenstrom nicht so flexibel wie sofort abstoßbare Aktien, aber für Anbieter von Lebensversicherungen oder privater Altersvorsorge ist Wüstenstrom eine attraktive Option.

Auch innerhalb von Konzernen bietet Wüstenstrom eine gute Investitionsmöglichkeit. Energieintensive Prozesse wie Lichtbogenöfen könnten mit Wüstenstrom versorgt werden und die Kosten senken.

Eine weitere Option bietet die Produktion von grünem Wasserstoff. Dieser wird in der chemischen Industrie benötigt oder kann auch von Fluggesellschaften oder Reedereien  genutzt werden um ihre Schiffe an der nordafrikanischen Küste Wasserstoff tanken zu lassen oder den Treibstoff an europäische Flughäfen zu bringen.